Europareise
Die ESC-Saison 2025 entwickelte sich zu einer abwechslungsreichen und ereignisreichen Reise mit Stationen in Europa. Von den frühen Wettbewerben bis zum großen Finale in Havelberg bot die Faszination für Semi-Scale- und Scale-Motorflugmodelle erneut ein packendes Programm für Piloten, Vereine und Zuschauer. Ein zentrales Merkmal der Saison: Die enge Zusammenarbeit zwischen Vereinen, Verbänden und internationalen Teilnehmern. Immer wieder zeigte sich, wie sehr Gastfreundschaft, Infrastruktur und Organisation die Wettbewerbe prägten und zu echten Höhepunkten machten.
Nachdem die ersten vier Teilwettbewerbe zum ESC-Pokal für Semi-Scale- und Scale-Motorflugmodelle in Bocholt, Ostrow (Polen), Havelberg und Frauenfeld (Schweiz) stattgefunden hatten, stand nun der fünfte Wettbewerb am 26. und 27. Juli 2025 in Karlsruhe-Neumalsch an. Als ausrichtender Verein trat die Modellbauabteilung des Flugsportvereins 1910 Karlsruhe auf. Der Wettbewerb stellte eine Besonderheit dar, da trotz unterschiedlicher Mitgliedsstrukturen und sportlicher Ausrichtungen eine gemeinsame Veranstaltung des DMFV und des DAeC auf die Beine gestellt wurde.

Zusammenarbeit der Verbände
Die Kooperation konkretisierte sich in einem gemeinsamen ESC-Teilwettbewerb des DMFV sowie im Scale-Teilwettbewerb des DAeC in den Klassen F4C und F4H. Beide Wettbewerbe fanden zeitgleich am Wochenende auf dem Gelände des Flugsportvereins 1910 Karlsruhe statt. Insgesamt hatten sich 13 Piloten in der DMFV-Expertklasse, acht Piloten in der DMFV-Sportklasse sowie fünf beziehungsweise sechs Teilnehmer in den Klassen F4C und F4H angemeldet. Obwohl der eigentliche Wettbewerbsstart für Samstag, den 26. Juli vorgesehen war, begann bereits am Freitagnachmittag die Baubewertung in der Expertklasse und in der Klasse F4C.
Dank der erfreulich hohen Teilnehmerzahlen in den DMFV-Wettbewerbsklassen wurde am Samstag pünktlich gegen 8.30 Uhr mit der Eröffnung sowie mit dem Briefing durch die Vereinsverantwortlichen und die beiden Sportreferenten begonnen. Kurz nach 9 Uhr startete das erste Modell in der Klasse F4C. Sehr diszipliniert folgten die Flüge in den Klassen F4H sowie in der Expert- und Sportklasse des DMFV.
Wetterkapriolen bremsen
Leider musste der erste Durchgang der Sportklasse wegen heftiger Gewitterschauer unterbrochen werden. Dennoch konnte am Samstag in allen Klassen je ein Durchgang sowie in den Klassen F4C und F4H sogar ein zweiter Durchgang begonnen werden. Dieser wurde am Sonntag gegen 9 Uhr fortgesetzt und erfolgreich abgeschlossen. Auch an diesem Tag führten Gewitter zu wiederholten Unterbrechungen, die den Ablauf der Expert- und Sportklasse erschwerten. Am Ende konnten jedoch alle Durchgänge erfolgreich beendet werden.
Besonders hervorzuheben ist das große Engagement des Flugsportvereins 1910 Karlsruhe. Hier war für das leibliche Wohl bestens gesorgt. Großen Anklang fand das traditionelle Buffet am Samstagabend, das vom Verein organisiert wurde und an dem sich die Teilnehmer gegen einen kleinen Obolus stärken konnten.
Belgisches Gastspiel
Nur ein Wochenende nach Karlsruhe, am 2. und 3. August 2025, fand der sechste ESC-Wettbewerb im belgischen Büllingen statt. Einige Teilnehmer nutzten die schnelle Abfolge der Veranstaltungen, um direkt von Karlsruhe nach Büllingen weiterzureisen und dies mit einem Kurzurlaub zu verbinden. Der Verein Aero- und Modellclub „Feuervogel Büllingen“ betreibt dort den Flugplatz, der an der Talsperre von Bütgenbach im hochgelegenen deutschsprachigen Teil Ostbelgiens im Naturpark Hohes Venn-Eifel liegt. Neben Modellflugzeugen sind auf diesem Platz auch Ultraleichtflugzeuge zugelassen.
Der Hangar für die Ultraleichtflugzeuge konnte am Wettbewerbswochenende von den Teilnehmern genutzt werden, sowohl zum Unterstellen der Modelle als auch für die Baubewertung der Expertklasse. Der AMC „Feuervogel Büllingen“ versteht sich als grenznahes Bindeglied zwischen Piloten aus Deutschland, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden – nicht zuletzt durch seine deutschsprachige Ausrichtung in Belgien.
Wertvolle Auslandspunkte
Von den ESC-Piloten wird der Termin in Belgien gerne als Auslandswettbewerb wahrgenommen, da er durch die Nähe zu Deutschland logistisch besonders attraktiv ist. Um in die ESC-Gesamtwertung zu gelangen, müssen drei Teilwettbewerbe absolviert werden, darunter zwingend ein Auslandswettbewerb. Büllingen ist daher ein fester Bestandteil vieler Saisonplanungen.
Am Samstag führte DMFV-Sportreferent Thomas Brand um 8.30 Uhr das Pilotenbriefing durch. Insgesamt nahmen elf Piloten in der Expertklasse und sieben Piloten in der Sportklasse teil. Pünktlich um 9 Uhr startete der erste Teilnehmer der Expertklasse bei auffrischendem Westwind. Flug auf Flug folgte, doch beim letzten Starter der Experten – Thomas Brand selbst – setzte Regen ein und der Wind nahm weiter zu. Es war keine leichte Aufgabe, den Fieseler Storch unter diesen Bedingungen sicher durchs Programm zu steuern.
Nach einer kurzen Regenpause folgte die Sportklasse mit ihren Flügen, bei denen ebenfalls höchste Konzentration gefragt war. Später konnte der zweite Durchgang der Expertklasse beginnen, doch zunehmend stärkerer Wind in Böen aus westlicher Richtung führte zusammen mit heftig einsetzendem Regen zu einem Abbruch.
Erfolgreicher Abschluss
Nach einem geselligen Abend mit gutem Essen im Clubhaus der „Feuervögel“ gingen am Sonntag ab 9 Uhr die restlichen fünf Piloten der Expertklasse an den Start. Direkt im Anschluss folgte die Sportklasse, sodass bis etwa 11 Uhr alle Flüge erfolgreich absolviert waren. Um 13 Uhr fand schließlich die Siegerehrung durch Sportreferent Thomas Brand und Vereinsvertreter Andy Hinrichs statt.
Saison im Endspurt
Fast könnte man sagen: „Die ESC-Saison hat gerade erst begonnen …“ und schon stand der achte ESC-Teilwettbewerb am 13. und 14. September 2025 auf dem Programm – zugleich der vorletzte in dieser Saison. Austragungsort war in diesem Jahr der Modellflugclub Mettingen im Tecklenburger Land. Der Verein blickt auf eine lange und traditionsreiche Geschichte in der Semi-Scale-Fliegerei zurück. Unvergessen bleiben die zahlreichen Semi-Scale-Treffen, die der Club seit 1995 regelmäßig Anfang Mai veranstaltete und bei denen über 70 Piloten aus dem In- und Ausland teilnahmen – ein echtes Highlight im Jahreskalender vieler Modellflugfreunde.
Diese Tradition, verbunden mit der sehr guten Infrastruktur, macht Mettingen immer wieder zu einem lohnenden Ziel für Piloten und Besucher gleichermaßen. Angemeldet waren 15 Piloten in der DMFV-Expertklasse und neun Piloten in der Sportklasse. Krankheitsbedingt mussten jedoch einige ihre Teilnahme kurzfristig absagen.
Früher Start am Freitag
Da bereits am Freitagnachmittag die meisten Teilnehmer der Expertklasse eingetroffen waren, konnte frühzeitig mit der Baubewertung der Modelle begonnen werden. Obwohl die Wetterprognose für das Wochenende wenig freundlich ausfiel, startete der erste Durchgang der Sportklasse nach dem Pilotenbriefing am Samstag gegen 10 Uhr. Parallel dazu wurden die restlichen Modelle der Expertklasse baubewertet. Direkt im Anschluss gingen die Piloten der Expertklasse an den Start. Insgesamt konnten an diesem Tag in beiden Klassen zwei Durchgänge geflogen werden.
Regenschauer führten immer wieder zu Unterbrechungen. Hinzu kam teils heftiger Crosswind, der einige Piloten dazu veranlasste, auf ihre Flüge zu verzichten – auch mit Blick auf die bevorstehende Deutsche Meisterschaft am folgenden Wochenende, um die Modelle zu schonen. Am Samstagabend sorgten ein reichhaltiges Grillbuffet und gesellige Unterhaltung für eine angenehme Atmosphäre unter Teilnehmern und Vereinsmitgliedern.
Gelungener Abschluss
Am Sonntagmorgen begann pünktlich um 9.30 Uhr der dritte Durchgang der Expertklasse. Direkt im Anschluss folgte die Sportklasse, sodass der Wettbewerb gegen 12.45 Uhr vollständig abgeschlossen war. Die Auswertung lag – wie fast immer – in den bewährten Händen von Thomas Brandts Frau Christine. So konnte die Siegerehrung bereits zeitnah gegen 14 Uhr durchgeführt werden.
Finale in Havelberg
Am Wochenende vom 19. bis 21. September 2025 fand der diesjährige ESC-Abschlusswettbewerb zusammen mit der 52. Deutschen Meisterschaft in Semi-Scale- und Scale-Motorflugmodellen statt. Austragungsort war die Hansestadt Havelberg in Sachsen-Anhalt. Da der Termin nur eine Woche nach dem ESC-Wettbewerb in Mettingen lag, nutzten einige Teilnehmer die Gelegenheit, beide Veranstaltungen mit einem Kurzurlaub an der Havel zu verbinden.
Bereits im Vorfeld konnte Sportreferent Thomas Brandt den Modell-Flug-Club Otto Lilienthal Havelberg für die Austragung gewinnen. Der Verein verfügt neben einem großzügigen Modellfluggelände über eine ausgezeichnete Infrastruktur mit Campingbereich sowie einem voll ausgestatteten Clubhaus einschließlich Sanitäranlagen. Mit 29 Anmeldungen – 16 in der Expertklasse und 13 in der Sportklasse – war die Meisterschaft sehr gut besucht. Schon am Donnerstagabend war der Campingbereich nahezu voll belegt. Durch die Teilnahme österreichischer Piloten kam zudem ein Hauch Internationalität hinzu.
Auftakt bei Sonnenschein
Obwohl das Wetter unter der Woche herbstlich geprägt war, zog pünktlich zum Wettbewerbsstart am Freitagmorgen ein sommerliches Hoch auf. So konnte die Sportklasse ihren ersten Flugdurchgang absolvieren, während zeitgleich die Baubewertung der Expertklasse durchgeführt wurde. Am Samstagmorgen ab 9.15 Uhr gingen beide Klassen wieder aufeinanderfolgend an den Start. Gegen 18.30 Uhr hatten die Experten drei Durchgänge und die „Sportler“ zwei Durchgänge erfolgreich absolviert. Während der gesamten Veranstaltung mangelte es an nichts: warme Mittagsgerichte, Kaffee und Kuchen sorgten für beste Versorgung. Ein großes Kompliment an den gastgebenden Verein für die perfekte Betreuung der Teilnehmer und Gäste.
Am Sonntagmorgen begann um 9 Uhr der dritte Durchgang der Sportklasse mit ihren 13 Teilnehmern. Während die ersten Piloten noch von bestem Wetter profitierten, mussten die beiden letzten Starter bei auffrischendem Wind und schließlich sogar einsetzendem Regen ihre Programme fliegen. Dennoch konnten alle Durchgänge erfolgreich abgeschlossen werden. Nach der Auswertung erfolgte gegen 14 Uhr die Siegerehrung. Die Spannung war groß, da einige Platzierungen nur durch Nuancen entschieden wurden. Besonders interessant blieb die Frage, ob Konrad Lange seinen Titel verteidigen konnte, da er in den Wertungen meist dicht von Michael Bechtluft verfolgt wurde. Auch in der Sportklasse war für reichlich Spannung gesorgt.
Eine Saison voller Kontraste
Die ESC-Saison 2025 zeigte eindrucksvoll, wie lebendig die Semi-Scale- und Scale-Szene ist. Zwischen Gewittern in Karlsruhe, Regenböen in Büllingen, Querwinden in Mettingen und spätsommerlichem Finale in Havelberg bewiesen die Piloten ihr Können und ihre Leidenschaft. Ob durch enge Zusammenarbeit der Verbände, internationale Gastfreundschaft oder traditionsreiche Vereine – die Wettbewerbe waren mehr als reine Sportveranstaltungen: Sie waren Treffpunkte der Gemeinschaft. Mit Spannung blicken Piloten und Zuschauer nun bereits auf die kommende Saison, die gewiss neue Höhepunkte bereithalten wird.
Andreas Wagner und Martin Bock
Top-10-Ergebnisse DM 2025
DM Expertklasse
1. Thomas Brand, Fieseler Fi-156 Storch C
2. Dennis Otte, Beechcraft Bonanza V35B
3. Robert Hirsch, Messerschmitt, M35
4. Martin Bock, De Havilland Canada DHC-1 Chipmunk
5. Klaus Ernst, Jodel Remorquer DR 400
6. Helmut Gehle, Klemm L20 Kamerad
7. Walter Keller, Husky A-1
8. Reiner Petermann, Zlin 143L
9. Johannes Rupp, De Havilland DH 82A Tiger Moth
10. Volker Höhn, Jodel Remorquer DR 401
DM Sportklasse
1. Konrad Lange, Gee Bee Y
2. Michael Bechtluft, PZL 104 Wilga
3. Robert Karow, Wigens Z 250
4. Arno Luksch, DO-27
5. Hans-Peter Haase, Zlin 226T
6. Jörg Plesse, PZL 104 Wilga
7. Mike Kalkofen, Jabiru 160
8. Andreas Wagner, Piper PA-25 Pawnee
9. Jörg Lange, Piper PA-18
10. Jörg Masche, PZL 104 Wilga
Top-10-Ergebnisse ESC 2025
ESC Expertklasse
1. Dennis Otte, Beechcraft Bonanza V35B
2. Thomas Brand, Fieseler Fi-156 Storch C
3. Martin Bock, De Havilland Canada DHC-1 Chipmunk
4. Robert Hirsch, Messerschmitt M 35
5. Klaus Ernst, Jodel Remorquer DR 400
6. Johannes Rupp, De Havilland DH 82A Tiger Moth
7. Dieter Rohrbach, Bücker 131 Jungmeister
8. Reiner Petermann, Zlin 143L
9. Alfred Paul, Spacewalker
10. Klaus Burchard, Fly Baby
ESC Sportklasse
1. Konrad Lange, Gee Bee Y
2. Michael Bechtluft, PZL 104 Wilga
3. Mike Kalkofen, Jabiru 160
4. Andreas Wagner, Piper PA-25 Pawnee
5. Jörg Lange, Piper PA-18
6. Marcel Armgardt, Swick Clip T
7. Stefan Wilting, Cessna 182P